BÜRO- UND RAUMAUSSTATTUNG
Aktueller Stand der öffentlichen Beschaffung von Büro- und Raumausstattung aus nachwachsenden Rohstoffen
Circa ein Viertel der öffentlichen Auftraggeber (24,9 %) geben an ihre Büro- und Raumausstattung (in Teilen) aus nachwachsenden Rohsoffen zu beziehen. In der Regel beschaffen aber auch diese Auftraggeber nicht ausschließlich, sondern nur einen bestimmten Anteil der Produkte dieser Produktegruppe aus nachwachsenden Rohstoffen. Vor allem im Vergleich zu den anderen Produktgruppen scheint dieser Anteil aber in den letzten Jahren deutlich gestiegen zu sein. Dennoch gibt auch jede fünfte befragte Verwaltung an, dass Nachhaltigkeit bei der Beschaffungsentscheidung keine oder nur eine geringe Rolle spiele. Allgemein eignen sich gerade Möbel gut für eine biobasierte Beschaffung, da Holz als nachwachsender Rohstoff in der Regel ohnehin eine wichtige Rolle spielt.
Dennoch muss hierbei auf Herkunft und Art des verwendeten Holzes geachtet werden. So bietet es sich an, langlebige Holzarten zu wählen und optisch möglichst einheitliches Mobiliar zu beschaffen, sodass Möbel jeder Kategorie in verschiedenen Konstellationen verwendet werden können, ohne regelmäßig ausgetauscht werden zu müssen. Auch Upcycling kann v.a. bei Möbeln in Betracht gezogen werden. Des Weiteren empfehlen sich Negativlisten für Holz, das nicht nachweislich aus legaler und nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Darüber hinaus sollte auch bei der Verarbeitung der nachwachsenden Rohstoffe darauf geachtet werden, umweltschädliche Substanzen zu vermeiden (z.B. beim Beizen).
Ausschreibung von Büro- und Raumausstattung aus nachwachsenden Rohstoffen
Rund ein Viertel der Verwaltungen verwenden bei der Beschaffung biobasierter Büro- und Raumausstattung Zertifikate und Umweltsiegel. Innerhalb der Produktgruppe wurden vor allem Ausschreibungen für Büromöbel, sowie Kindergarten- und Schulmobiliar gefunden, bei denen Nachhaltigkeitssiegel gefordert wurden. Weniger häufig konnten Ausschreibungen mit Nachhaltigkeitssiegeln für Konferenzmöbel, Matratzen und Spielzeug gefunden werden.
Am häufigsten werden in der Produktgruppe Büro- und Raumausstattung die Siegel FSC, Blauer Engel und PEFC gefordert. Auch die Mehrheit der anderen geforderten Siegel bezieht sich auf Holz und dessen Verarbeitung, da dieser Rohstoff in der Produktgruppe von zentraler Bedeutung ist. Für Möbelstoffe und andere Textilien im Kontext der Büro- und Raumausstattung wurde darüber hinaus das Oeko-Tex Label gefordert.
Häufig verwendete Siegel in Ausschreibungen von Büro- und Raumausstattung aus nachwachsenden Rohstoffen:
Umweltsiegel | % |
FSC | 58 % |
Blauer Engel | 56 % |
PEFC | 54 % |
EU-Umweltzeichen | 9 % |
Toxproof | 5 % |
Oeko-Tex | 5 % |
Öko Control | 4 % |
Das Goldene M | 3 % |
NF | 1 % |
Relevante Siegel für die Ausschreibung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen:
FSC
Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine Organisation für die Absicherung wichtiger Umwelt- und Sozialstandards im Wald, die international relevante Interessensgruppen einbindet und durch unabhängige Umwelt- und Sozialorganisationen unterstützt wird. Der FSC setzt sich für eine nachhaltige Waldwirtschaft, die Mehrung natürlicher Mischwälder, die Schonung des Waldbodens sowie für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme ein. Damit sind FSC-zertifizierte Wälder stabiler in einem sich wandelnden Klima und können als Ökosystem mehr CO2 langfristig binden. Es gibt drei Kennzeichen-Kategorien: FSC Recycling, FSC 100 % und FSC MIX. Je nach Typ des FSC-Kennzeichens erkennt man, ob ausschließlich Recyclingmaterial eingesetzt wird, das Produkt aus FSC-zertifizierter Waldwirtschaft stammt oder eine Mischung von Rohmaterialien verwendet wird. Kritisch zu betrachten ist, dass die Zertifizierung lediglich den verwendeten Rohstoff bewertet, nicht aber den Herstellungsprozess der Endprodukte. Daher kann es empfehlenswert sein, in der Ausschreibung nicht nur zu spezifizieren, dass die in das Produkt eingehenden Ressourcen aus nachhaltiger Waldwirtschaft kommen müssen, sondern auch, dass der Herstellungsprozess nachhaltig erfolgt.
Blauer Engel
Blauer Engel für Büromobiliar (DE-UZ 38)
Der Blaue Engel für „Emissionsarme Möbel und Lattenrose aus Holz und Holzwerkstoffen“ (DE-UZ 38) stellt sicher, dass Produkte, die dieses Umweltsiegel erhalten, überwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz bestehen und über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus umweltfreundlich hergestellt werden (dies betrifft insbesondere die Beschichtung), in der Wohnumwelt aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich sind und keine Schadstoffe enthalten, die bei der Verwertung bedenklich sind. Der Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und von emissionsarmen Holzwerkstoffen wird ebenfalls gefördert. Das Holz muss mindestens zu 50 % aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen. Dies kann durch ein FSC- bzw. PEFC-Siegel nachgewiesen werden.
Blauer Engel für Emissions- und Schadstoffarme Lacke (DE-ZU 12a)
Dieser Blaue Engel setzt u.a. Kriterien für Möbellacke, Holzöl, Fenster- und Türenlacke, Vorlacke und Bodenversiegelungen. In den stofflichen Anforderungen werden ein Verbot für das Zusetzen giftiger oder gesundheitsgefährdender Stoffe, sowie Höchstwerte für die maximalen Lösungsmittelgehalte festgelegt. Neben den gesundheitlichen Aspekten kann durch die Verwendung lösungsmittelarmer Lacke auch das Eintreten von organischen Lösungsmitteln in die Atmosphäre verhindert werden. Darüber hinaus soll durch schadstoffarme Lacke auch die Verwertung bzw. Entsorgung der lackierten Materialien erleichtert werden.
Blauer Engel für emissionsarme plattenförmige Werkstoffe (Bau- und Möbelplatten) (DE-ZU 76)
Ziel des Blauen Engels für plattenförmige Werkstoffe ist es, die Umweltbelastungen während der Herstellung, der Nutzungsphase und der Entsorgung der Produkte zu reduzieren. Vergabekriterien sind der Einsatz von mind. 70 GEW.-% Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder Altholz sowie der Ausschluss gefährlicher (z.B. krebserregender) Stoffe. Darüber hinaus fordert das Label eine Ermittlung und Veröffentlichung der Ökobilanz-Kernwerte des Produktes. Es sollen Stoffe vermieden werden, welche eine umweltfreundliche Verwertung und Entsorgung de Produkte verhindern.
PEFC
Das „Programme for the Endorsement of Forest Certification“ zertifiziert ebenfalls den Rohstoff Holz hinsichtlich nachhaltiger Gewinnung bzw. nachhaltigem Waldmanagement. Sowohl FSC- als auch PEFC-Forstzertifikate basieren auf Freiwilligkeit, unabhängiger Überprüfung, Transparenz, Kosteneffizienz und offenem Zugang. PEFC wurde von Waldbesitzern und Förstern gegründet, so dass die Eigentümerinteressen hier eine größere Rolle spielen. Im Gegensatz zu FSC dürfen hier, wo notwendig, auch Pestizide eingesetzt werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt bei Papier eher den Blauen Engel als nachhaltigkeitsbezogenes Qualitätsmerkmal zu wählen, da sich FSC sowie PEFC auf die Verwendung von Frischfasern beziehen, recycelte Waren, wie sie der Blaue Engel fokussiert, jedoch zumeist einen geringeren CO2-Abdruck aufweisen.
EU-Umweltsiegel für Möbel
Des EU-Umweltsiegel zeichnet Produkte aus, die über den gesamten Lebenszyklus geringere negative Umweltauswirkungen aufweisen. Für Möbel sollen Materialien verwendet werden, die unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit hergestellt wurden und die Verwendung gefährlicher Stoffe, die sich negativ auf die Innenraumluft auswirken, ist beschränkt. Um die Lebensdauer der Produkte zu verlängern wird Wert daraufgelegt, dass diese haltbar und qualitativ hochwertig sowie einfach zu reparieren und zu zerlegen sind.
Oeko-Tex
Der Standard 100 by Oeko-Tex stellt vor allem die Schadstofffreiheit der Textilien in den Vordergrund. Dabei garantiert er die Prüfung auf Schadstoffe, nimmt jedoch keinen Bezug auf die Anteile aus nachwachsenden Rohstoffen. Es können beispielsweise auch Polyestertextilien zertifiziert werden.
Das goldene M
Das goldene M ist ein Gütezeichen der deutschen Gütegemeinschaft Möbel und deckt alle Möbel- und Einrichtungsgegenstände ab. Neben Gesundheits- und Qualitätskriterien wird der konsequente Einsatz von Holz aus nachhaltiger und legaler Forstwirtschaft gefordert. Der Einsatz von PVC soll auf Möbelteile beschränkt werden, für die keine anderen gleichwertigen Materialien zur Verfügung stehen, deren Beschaffenheit die benötigten Eigenschaften erfüllen können. Dieses Siegel stellt sicher, dass Einrichtungsgegenstände aus Holz und nicht unnötigerweise aus Kunststoffen bestehen, und fördert somit nachwachsende Rohstoffe.
ÖkoControl
Das ÖkoControl-Siegel zertifiziert Möbel, die der menschlichen Gesundheit nicht schaden und Umwelt und Natur entlang ihres gesamten Lebenszyklus möglichst wenig belasten. Für die Produktion der Möbel werden nachwachsende Rohstoffe gefordert. Im Sinne einer nachhaltigen Produktpolitik werden auch andere Recyclingkonzepte akzeptiert, sofern diese einen hohen ökologischen Anspruch gewährleisten können. Das verwendete Holz für die Möbel muss aus nachhaltiger Forstwirtschaft, vorzugsweise aus Europa, stammen und die FSC- bzw. Naturland Verband e.V.-Kriterien erfüllen
Toxproof
Dieses Siegel setzt vor allem Anforderungen hinsichtlich der Schadstoffbelastung in Produkten. Darüber hinaus wird überprüft, welche Chemikalien bei der Produktion zum Einsatz kommen. Mindestanteile an nachwachsenden Rohstoffen werden in den Vergabekriterien nicht gefordert.
NF-Office Excellence (NF 293)
NF-Office Excellence ist eine Zertifizierung für Büromöbel. Dabei müssen Büromöbel die Kriterien des NF217, der NF-Zertifizierung für Möbel, erfüllen. Das für die Produkte verwendete Holz muss bei Massivholz zu 70 % und bei Holzwerkstoffen zu 50 % mit FSC, PEFC oder einem äquivalenten Siegel zertifiziert sein. Außerdem ist die Verwendung von Holzarten verboten, deren kommerzielle Nutzung und Ausfuhr entweder durch ein lokales Gesetz, das für den betreffenden Ursprungswald gilt, oder durch ein anerkanntes internationales Abkommen verboten ist. Verwendete Textilbezüge müssen entweder die Kriterien des Oeko-Tex Labels oder die eines nationalen oder regionalen ISO-Typ-I Umweltzeichens erfüllen. Polyurethan Weichschaumstoffe müssen mit dem CERTIPUR- oder dem Oeko-Tex Standard zertifiziert sein, synthetische Latex- oder Naturlatexschäume mit dem UROLATEX- oder Oeko-Tex. Wenn die Hauptverpackung eines Produkts aus Karton besteht, muss sie zu mindestens 40 % aus recycelten Materialien bestehen. Wenn das Produkt und/oder seine Bestandteile wiederum in Plastikbeutel verpackt werden, müssen diese Beutel gemäß den Definitionen der Norm EN 13432-3 zu mindestens 25 % aus recycelten Materialien bestehen oder biologisch abbaubar oder kompostierbar sein.
Produkt- und Anbieterübersicht von Büro- und Raumausstattung aus nachwachsenden Rohstoffen:
Eine Übersicht zu Büro- und Raumausstattungen aus nachwachsenden Rohstoffen finden Sie auf der Seite der ’nachwachsenden Produktwelt‘ der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und bei folgenden Unternehmen:
https://www.die-nachwachsende-produktwelt.de/fuer-beschaffer/produktwelt/gebaeudemanagement/
- Brandschutzplatten oder -möbel
- Büromöbel