MINISTERIEN
Ministerien liegen mit jeweils rund 35 % an ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsaktivitäten im Vergleich zu anderen Institutionen im Mittelfeld. Jedoch existieren bei über 33 % der befragten Ministerien Vorgaben zur Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen, was dem höchsten Wert aller Institutionen entspricht. Diese Vorgaben wurden vor allem aufgrund gesetzlicher Bestimmungen eingeführt. Anweisungen der Verwaltungsleitung, Empfehlungen des Einkaufs oder öffentlicher Druck waren hierbei kaum ausschlaggebend.
Gründe für die Implementierung von Nachhaltigkeitsaktivitäten
- Gesetzliche Vorgaben
Am häufigsten werden von Ministerien biobasierte Büroartikel, Büro-/Raumausstattung und Energie beschafft. Dies zeigt auch der prozentuale Anteil von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen im Gegensatz zu konventionellen Produkten. Energie wird bei über 87 % der befragten Ministerien mindestens zu 60 % biobasiert beschafft. Dahingegen ist der prozentuale Anteil biobasierter Textilien und Reinigungsmittel eher gering. Allerdings widerspricht dies teilweise den Ergebnissen der Rolle des Nachhaltigkeitsgedankens bei
Beschaffungsentscheidungen. Dieser ist bei biobasierten Verpackungsmaterialien mit knapp 86 % am höchsten, Energie folgt mit 70 %. Am häufigsten beschaffte, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte, Produktgruppen
- Büroartikel
- Büro-/Raumausstattung
- Energie
Bei der Einkaufsabteilung ist der Nachhaltigkeitsgedanke bzw. die Bereitschaft zur Beschaffung biobasierter Produkte am stärksten ausgeprägt. Analog ist diese Abteilung bei der Formulierung der Ausschreibungen größtenteils allein verantwortlich, wohingegen die Verwaltungsleitung kaum daran beteiligt ist. Durch die meist zentrale Organisationsstruktur bzw. durch eine zentrale Vergabestelle bei Ministerien hat auch der Einkauf die finale Entscheidungshoheit über die zu beschaffenden Produkte. Ministerien nutzen gemeinsam mit Landkreisen am häufigsten Nachhaltigkeitszertifikate bei Ihren Ausschreibungen. Durch die zentrale Beschaffung und den Expert:innen im jeweiligen Produktbereich überrascht dieses Ergebnis auch nicht. Am häufigsten werden Zertifikate bei Ausschreibungen für Reinigungsmittel und Verpackungsmaterialen verwendet.
Treiber für eine vermehrte Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen bei Ministerien/Behörden:
- Vorgaben von übergeordneten Stellen
- Sensibilisierung der Bedarfsträger für die Vorteile von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Kooperationen mit anderen Organisationen oder Vereinen
- Praxiserfahrung zur Minimierung von Unsicherheiten der Bedarfsträger und Bürger:innen sammeln
- Gesetzliche und verwaltungsinterne Vorgaben
- Einrichtung eines Screeningtools hinsichtlich der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten
Hemmnisse für eine vermehrte Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen bei Ministerien/Behörden:
- Mangelnde Sensibilisierung der Bedarfsträger
- Fehlende Zeitliche und personelle Ressourcen
- Zu hoher Anschaffungspreis als Hauptzuschlagskriterium
- Überblick über existierende Informationsangebote ungenügend
- Mangelnde Unterstützung innerhalb der Verwaltung
- Unsicherheiten hinsichtlich der technischen Eignung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Teilweise mangelnde Alternativen an Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Publizierte Leitfäden teilweise lobbyorientiert
- Fehlende Praxisberichte und unzuverlässige Herstellerangaben
Lessons Learned Ministerien/Behörden – Maßnahmen
Strategisch
- Schaffung einer zunächst ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie, um daraufhin ein Leitbild und Leitlinien in die Beschaffung zu implementieren
- Bevorzugungspflicht von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen im Kreislaufwirtschaftsgesetz
- Einbeziehung umweltbezogener Aspekte in interne Regelwerke
Organisatorisch
- Regelmäßiger Austausch zwischen Akteur:innen
- Schaffung einer Organisationsstruktur zur Einbindung aller am Beschaffungsprozess beteiligten Akteur:innen
- Eigenständige Durchführung von Praxisbeispielen für besseren Überblick hinsichtlich der technischen Eignung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Einrichtung eines Screeningstelle zur Sicherstellung von Nachhaltigkeitsaspekten
- Enge Zusammenarbeit zwischen Zentraler Vergabestelle und den Bedarfsträgern bei der Gestaltung der Wertungsmatrizen und der Auswertung der Angebote
Führungs- und kommunikationsbezogen
- Qualität von biobasierten Produkten durch regelmäßigen Austausch hervorheben
- Unterstützung der Bedarfsträger hinsichtlich der Berücksichtigung von konkreten Nachhaltigkeitsaspekten im Vergabeverfahren
- Bewusstsein der Bedarfsträger erhöhen, indem die Wichtigkeit von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen aufgezeigt wird
- Durchführung von Praxisbeispielen zusammen mit Bedarfsträgern um Unsicherheiten zu minimieren
- Durchführung von Schulungen zum Thema Nachhaltigkeit
- Sensibilisierung der Bürger durch Empfehlungen und Vorgaben in Satzungen
- Ansprechpersonen klar und eindeutig definieren
- Bedarfsträgern Vorteile der Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen vor Augen führen