TEXTILIEN
Aktueller Stand der öffentlichen Beschaffung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen
Textilien gehören mit zu den Produktgruppen, in denen die Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen unter öffentlichen Auftraggebern noch nicht weit verbreitet ist. Lediglich 10 % der Verwaltungen geben an, bereits Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen zu beschaffen. Es kann allerdings ein wachsender Trend beobachtet werden.
Öffentliche Auftraggeber beklagen einen Mangel an Anbietern und Stoffkombinationen. Vor allem spezielle Anforderungen wie Hygienestandards in Krankenhäusern oder Arbeitsschutzstandards bei beispielsweise Feuerwehren und Bauhöfen schmälern das Angebot. Häufig wird auch über vergleichsweise hohe Preise geklagt. Außerdem berichten viele öffentliche Verwaltungen über Vorbehalte der Bedarfsträger gegenüber der Eignung und Optik von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen.
Umsetzbare Maßnahmen zur Förderung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen
Um den Vorbehalten entgegenzuwirken hat sich in einigen Verwaltungen die Durchführung von Trageversuchen etabliert. So kann die Akzeptanz der Bedarfsträger für die Textilalternativen
erhöht werden. Außerdem können die Ergebnisse der Trageversuche mit als Vergabekriterium aufgenommen werden.
Ausschreibung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen
Der Anteil an Textilausschreibungen innerhalb der Ausschreibungen mit Nachhaltigkeitssiegeln ist mit 20 % wiederum sehr hoch. Dies könnte allerdings auf die große Anzahl an verfügbaren Textilsiegeln und -zertifikaten und deren hohen Bekanntheitsgrad zurückgeführt werden. Häufig ausgeschrieben werden vor allem Dienst- und Berufskleidung sowie Schutzkleidung.
Siegel und Zertifikate spielen bei der Beschaffung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen eine wichtige Rolle. Fast 80 % der befragten Teilnehmer:innen nutzen für die Ausschreibung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen Zertifikate und darin enthaltene Kriterien. Damit sind Textilien die Produktgruppe, bei der die meisten öffentlichen Verwaltungen bei der Ausschreibung Siegel nutzen.
Mögliche Bewertungskriterien für die Beschaffung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen:
- Bemusterungskriterien / Ergebnisse aus Trageversuchen
- Anteil an Naturfasern
- Methoden zur Wasser- und Energieeinsparung
- CO2-Werte Zertifizierungen der Unternehmen
Häufig verwendete Siegel in Ausschreibungen von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen:
Umweltsiegel | % |
Oeko-Tex | 81 % |
GOTS | 13 % |
Blauer Engel | 7 % |
EU-Umweltzeichen | 6 % |
Während Schutzkleidung, Dienst- und Berufskleidung sowie Handtücher hauptsächlich mit Hilfe des Oeko-Tex Siegels ausgeschrieben werden, werden für die Ausschreibung von Bettwäsche und Möbelstoffen auch häufiger die GOTS-Zertifizierung und das EU-Ecolabel verwendet. Besonders hohe Standards für Textilien setzt das IVN-Best-Siegel. Daher ist es für Textil-Ausschreibungen mit hohen nachhaltigkeitsbezogenen Ansprüchen geeignet. Die Einbindung sollte jedoch gegebenenfalls eher bei den Zuschlagskriterien erfolgen, da das Siegel durch seine sehr strikten Anforderungen generell weniger nachhaltige Mitbieter ausschließen könnte. Als Standard in den Eignungskriterien wäre ein weniger strenges Label, wie z.B. GOTS oder Oeko-Tex geeignet.
Relevante Siegel für die Ausschreibung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen:
INV Best Naturtextil
Der Standard des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) lässt bei der Zertifizierung von Textilien mit dem IVN Best Naturtextil-Siegel ausschließlich Naturfasern aus biologischem Anbau zu. Jegliche Synthetik und damit auch die schlecht zu recycelnden Mischfasern sind mit Ausnahme von Accessoires des Endprodukts ausgeschlossen. Dieses Umweltsiegel gilt aufgrund seiner strengen Anforderungen als eines der anspruchsvollsten im Textilbereich. Durch den Ausschluss von Synthetik in der Faser werden nachwachsende Rohstoffe durch die Wahl dieses Siegels direkt gefördert. Außerdem wird gleichzeitig sichergestellt, dass die Naturfasern nachhaltig angebaut werden.
Global Organic Textile Standard
Der Global Organic Textile Standard fordert, dass Textilien zu mindestens 70 % aus biologisch erzeugten Naturfasern, also aus nachwachsenden Rohstoffen, bestehen müssen. Ab einem Bio-Anteil von 95 % des Rohstoffs wird der Zusatz „organic“ vergeben. Damit fördert das GOTS-Label Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen, die biologisch angebaut werden.
Bluesign
Bluesign macht keine spezifischen Vorgaben für Anteile der Fasern, aus nachwachsenden Rohstoffen. Synthetikfasern sind zugelassen, sofern sie die definierten Grenzwerte für Schadstoffe einhalten. Daher kann man bei diesem Umweltsiegel nicht direkt auf die Förderung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen schließen.
Blauer Engel
Blauer Engel Textilien (DE-UZ-154)
Grundsätzlich sind bei diesem Siegel sowohl Natur- als auch Synthetikfasern, sofern diese die definierten Schadstoffgrenzwerte einhalten, zugelassen. Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen werden nicht direkt gefordert.
Blauer Engel Emissionsarme Polstermöbel (DE-UZ 117)
Grundsätzlich sind sowohl Natur- als auch Synthetikfasern, sofern diese die definierten Schadstoffkriterien einhalten, zugelassen. Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen werden nicht direkt gefordert. Holzquellen für Polstermöbel sollten FSC oder PEFC zertifiziert sein.
Oeko-Tex
Der Standard 100 by Oeko-Tex stellt vor allem die Schadstofffreiheit der Textilien in den Vordergrund. Dabei garantiert er die Prüfung auf Schadstoffe, nimmt jedoch keinen Bezug auf die Anteile aus nachwachsenden Rohstoffen, die Textilien aufweisen sollten. Es können beispielsweise auch Polyestertextilien zertifiziert werden.
Grüner Knopf
Der Grüne Knopf ist ein 2019 eingeführtes staatliches Siegel für Textilien, welches Anforderungen an die Produkte selbst, sowie an die produzierenden Unternehmen stellt. Hierbei wird die Einhaltung sowohl sozialer als auch umweltbezogener Kriterien gefordert. Letztere beziehen sich unter anderem auf die Vermeidung von gesundheits- bzw. umweltschädlichen Chemikalien und setzen Grenzwerte für Abwasser- und Luftverschmutzung. Das Siegel erlaubt neben Natur- auch den Einsatz von Synthetikfasern. Naturfasern müssen entweder aus Ökolandbau stammen oder ohne die Verwendung gefährlicher Pestizide und frei von agrochemischen Rückständen sein. Um beim Einsatz von Synthetikfasern die Umweltauswirkungen zu reduzieren, sind Kriterien für die nachhaltige Beschaffung bzw. Produktion einzuhalten.
EU-Umweltsiegel für Textilerzeugnisse
Des EU-Umweltsiegel stellt soziale und ökologische Mindestanforderungen an Produkte. Sowohl Natur- als auch Kunstfasertextilien können mit dem Siegel zertifiziert werden. Es wird Wert darauf gelegt, dass diese über den gesamten Lebenszyklus geringere negative Umweltauswirkungen aufweisen. Kriterien hierfür sind beispielsweise nachhaltige Formen der Landwirtschaft, effizienter Ressourcen- und Energieverbrauch sowie die Vermeidung gefährlicher Stoffe bei der Herstellung.
Produkt- und Anbieterübersicht von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen:
Eine Übersicht zu Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen finden Sie auf der Seite der ’nachwachsenden Produktwelt‘ der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und bei folgenden Unternehmen:
https://www.die-nachwachsende-produktwelt.de/fuer-beschaffer/produktwelt/berufskleidung-textilien/
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