HOCHSCHULEN
Hochschulen sind zusammen mit Landkreisen mit einem Anteil jeweils über 40 % an ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsaktivitäten im Vergleich am weitesten fortgeschritten. Es existieren bei knapp 27 % der befragten Hochschulen Vorgaben zur Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen. Diese wurden hauptsächlich auf Empfehlung bzw. Anweisung des Einkaufs implementiert. Daneben spielen sowohl die diesbezüglichen Wünsche der Bedarfsträger als auch gesetzliche Vorgaben eine Rolle. Im Gegensatz zu Kommunen und Landkreisen ist die Verwaltungsleitung hierbei weniger involviert. Dies mag an den hauptsächlich dezentralen Organisationsstrukturen von Universitäten liegen.
Gründe für die Implementierung von Nachhaltigkeitsaktivitäten:
- Empfehlung/ Anweisung des Einkaufs
- Wunsch der Bedarfsträger
- Gesetzliche Vorgaben
Am häufigsten werden biobasierte Büroartikel und Energie beschafft. Dies zeigt auch der prozentuale Anteil von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen im Gegensatz zu konventionellen Produkten. Energie wird bei über 71 % der Befragten mindestens zu 60 % biobasiert beschafft. Bei Textilien liegt das Verhältnis von konventionell zu biobasiert sogar bei 20:80. Dies spiegelt sich auch bei der Rolle des Nachhaltigkeitsgedankens bei Beschaffungsentscheidungen wider. Dieser ist bei Energie am höchsten ausgeprägt.
Dahingegen geht der prozentuale Anteil biobasierter Baustoffe und Schmierstoffe gegen null. Allerdings werden im klassischen Hochschuleinkauf auch selten eben solche Produkte vom Einkauf beschafft.
Am häufigsten beschaffte, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Produktgruppen:
- Büroartikel
- Energie
Beim Einkauf ist der Nachhaltigkeitsgedanke bzw. die Bereitschaft zur Beschaffung biobasierter Produkte am stärksten ausgeprägt. Analog ist der Einkauf bei der Formulierung der Ausschreibungen größtenteils beteiligt bzw. allein verantwortlich, wohingegen die Verwaltungsleitung kaum daran beteiligt ist. Die Bedarfsträger haben, anders als bei allen anderen Institutionen, zumeist die finale Entscheidungshoheit und sind daher auch größtenteils an der Formulierung der Ausschreibungen beteiligt. Es liegt demnach nahe, dass bei Hochschulen die Bedarfsträger den entscheidenden Anstoß geben, der Einkauf diesen unterstützt und die Ausschreibung rechtssicher und nach Wunsch der Bedarfsträger durchführt. Hochschulen nutzen bisher nur sehr eingeschränkt und stark produktgruppenabhängig Nachhaltigkeitszertifikate bei Ihren Ausschreibungen. Am häufigsten werden diese bei Ausschreibungen für Textilien verwendet.
Treiber für eine vermehrte Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen an Hochschulen:
- Austausch mit anderen Hochschulen bzw. Hochschuleinkäufer:innen
- Digitale Marktplätze mit Nachhaltigkeitsbezug für einen besseren Überblick über das Angebot an biobasierten Produkten
- Regelmäßige Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts
- Freundliches, aber konsequentes Handeln
- Unterstützung durch die Fachbereichsleitung
- Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes zur Förderung von Aktivitäten und Projekten zur vermehrten Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Einführung eines internen Bonussystems bspw. im Bereich Energieverbrauch
Hemmnisse für eine vermehrte Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen an Hochschulen:
- Voreingenommenheit der Bedarfsträger
- Mangel an Bietern und Angeboten
- Vergleichsweise hohe Preise
- Mangelnde zeitliche und personelle Ressourcen zur Förderung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Mangelndes Wissen um die Möglichkeiten bei der Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Vorurteile hinsichtlich Qualität, Langlebigkeit und der Wirtschaftlichkeit von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
Lessons Learned Hochschulen – Maßnahmen
Strategisch
- Entwicklung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie bzw. eines integrierten Klimaschutzkonzeptes
- Erstellung von Beschaffungsrichtlinien
- Umsetzung von Verfahrensanweisungen des Landesministeriums
- Verpflichtende Aufnahme von Nachhaltigkeitskriterien
- Einbettung des Nachhaltigkeitsaspekts in das Zielsystem der Hochschule
- Obligatorischer Nachhaltigkeitsbezug in Forschung und Lehre
- Regelmäßige Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts zur Schaffung von Transparenz
- Erstellung von Prüfungsleitfäden zur Sicherstellung der Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten in Ausschreibungen
Organisatorisch
- Gründung von Arbeitsgemeinschaften wie beispielsweise die der Hessischen Hochschuleinkäufer
- Einbindung von Nachhaltigkeitsexpert:innen in den Austausch mit anderen Hochschulen
- Zentralisierung der Nachhaltigkeitsaktivitäten der Studierenden
- Gründung eines federführenden Instituts zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele
- Bundesweite Vernetzung mit anderen Hochschulen zur Förderung des Austauschs
- Berufung einer Prüfstelle zur Sicherstellung der Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten in Ausschreibungen
Führungs- und kommunikationsbezogen
- Verdeutlichung der Relevanz des Themas bei Bedarfsträgern
- Lösung von Konflikten auf Augenhöhe und auf sachlicher Ebene
- Fixierung der Bedarfsträger auf spezielle Produkte verhindern
- Aufklärung und Informationsbereitstellung für Bedarfsträger
- Unsicherheiten über Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen durch persönliche Erfahrung abbauen
- Abbau von Hemmnissen durch Tools und Plattformen, die unkompliziert und einfach nachhaltige Alternativen aufzeigen
- Einführung eines Bonussystems für Mitarbeiter:innen – beispielsweise im Energiebereich, bei dem die eingesparten Energiekosten im Vergleich zum Vorjahr an die Abteilungen als Eigenmittel ausgezahlt werden