KOMMUNEN
Bei Kommunen sind sowohl die ökologischen als auch die sozialen Nachhaltigkeitsaktivitäten, verglichen mit anderen befragten Institutionen, noch ausbaufähig – wobei die sozialen die ökologischen Aktivitäten leicht überwiegen. Es existieren nur bei knapp 12 % der befragten Kommunen Vorgaben bezüglich der Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen. Falls diese vorhanden sind, wurden die Vorgaben vor allem auf Anweisung der Verwaltungsleitung oder Empfehlung des Einkaufs sowie öffentlichen Druck implementiert.
Gründe für die Implementierung von Nachhaltigkeitsaktivitäten:
- Vorgaben der Verwaltungsleitung
- Empfehlung des Einkaufs
- Öffentlicher Druck
Am häufigsten werden von Kommunen biobasierte Büroartikel und Energie beschafft. Dies zeigt auch der prozentuale Anteil von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen im Gegensatz zu konventionellen Produkten. Energie wird bei über 42 % der befragten Kommunen zu mindestens 60 % biobasiert beschafft. Dahingegen geht der prozentuale Anteil biobasierter Verpackungsmaterialen
und Baustoffe gegen null. Dies spiegelt sich auch bei der Ausprägung des Nachhaltigkeitsgedankens bei Beschaffungsentscheidungen wider. Dieser ist bei Energie am höchstem ausgeprägt.
Am häufigsten beschaffte, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte, Produktgruppen:
- Energie
- Büroartikel
Zwar ist bei der Verwaltungsleitung der Nachhaltigkeitsgedanke bzw. die Bereitschaft zur Beschaffung biobasierter Produkte am stärksten ausgeprägt, jedoch ist Verwaltungsleitung bei der Formulierung der Ausschreibung kaum beteiligt, wohingegen der Einkauf größtenteils beteiligt bzw. allein verantwortlich ist. Die Bedarfsträger gestalten diese teilweise mit. Die finale Entscheidungshoheit obliegt dennoch der Verwaltungsleitung. Zertifikate werden bei der Ausschreibung von Textilien am häufigsten benutzt. Im Allgemeinen nutzen Kommunen jedoch vergleichsweise wenig produktgruppenabhängige Zertifikate in Ihren Ausschreibungen.
Treiber für eine vermehrte Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen in Kommunen:
- Verwaltungsinterne und politische Vorgaben
- Schaffung einer Stelle oder Abteilung für die Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten in Ausschreibungsverfahren
- Intra- und Interkommunaler Austausch oder Gründung von Einkaufsgemeinschaften
- Teilnahme an Veranstaltungen und Projekten sowie Austausch mit Anbietern und Unternehmen aus der Region
Hemmnisse für eine vermehrte Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen in Kommunen:
- Personelle und finanzielle Ressourcenknappheit
- Fehlende Kenntnisse, Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Mangelndes Angebot für bestimmte Produktgruppen
Lessons Learned Kommunen – Maßnahmen
Strategisch
- Einführung einer Dienstanweisung sowie Erfassung rechtlicher Rahmenbedingungen zur nachhaltigen Vergabe und Beschaffung
- Schaffung verwaltungsinterner Vorgaben für die Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Implementierung eines Vergabecontrollingsystems, das erfasst, ob und welche Nachhaltigkeitsaspekte in den Beschaffungsprozessen festgehalten werden
- Einbeziehung aller Entscheidungsträger bereits zu Beginn
- Entwicklung von Prüfungsleitfäden
Organisatorisch
- Schaffung einer Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung
- Zentrale Vergabestelle als mögliche Schnittstelle und Kontrolleur für die Einhaltung der Dienstanweisungen
- Unterstützung der Fachämter entlang des gesamten Ausschreibungsprozesses
- Nutzung eines elektronischen Beschaffungssystems zur Effizienzsteigerung und erhöhter Markttransparenz sowie zur Erfassung aller Produkte, die bereits nachhaltig beschafft werden
- Durchführung von Marktrecherchen zur Identifizierung von Anbietern von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Vernetzung mit regionalen Unternehmen und Anbietern
- Interkommunale Einkaufsgemeinschaften zur Erzielung von Mengenrabatten
- Interkommunale Netzwerke und Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch mit Expert:innen und anderen Kommunen
- Regelmäßiger Austausch zwischen Kommunen
- Gründung von Arbeitskreisen
Führungs- und kommunikationsbezogen
- Durchführung Produkttests zur Minderung von Zweifeln bezüglich Funktionalität und Kompatibilität von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen
- Schaffung von (Preis-)Transparenz zur Minderung von Zweifeln bezüglich der Wirtschaftlichkeit der Produktalternativen (z.B. durch E-Procurement-Plattform)
- Durchführung von internen Projekten, Schulungen und Workshops, um Mitarbeiter:innen für das Thema zu sensibilisieren und Bedeutung solcher Produkte herauszuarbeiten
- Orientierung an konkreten Best-Practices von Kommunen mit ähnlichen Herausforderungen
- Nutzung von Übersichtslisten zu Produktalternativen und potenziellen Anbietern
- Integration der Bedarfsträger im gesamten Vergabeprozess
- Einbindung der Bürger:innen
- Meinungen der Bedarfsträger wahrnehmen und umsetzen (beispielsweise durch Trageversuche im Textilbereich)
- Langsame, sukzessive Umstellung
- Zukunftsausrichtung im Blick haben und nach außen kommunizieren