REINIGUNGS-
MITTEL

Aktueller Stand der öffentlichen Beschaffung von Reinigungsmitteln aus nachwachsenden Rohstoffen

In der Produktgruppe der Reinigungsmittel werden von 27 % der befragten öffentlichen Auftraggeber Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen beschafft. Allerdings beschaffen nur die wenigsten dieser Verwaltungen ausschließlich biobasierte Reinigungsmittel (2 %). Bei über der Hälfte der Auftraggeber, die bereits Reinigungsmittel aus nachwachsenden Rohstoffen beschaffen, liegt der Anteil dieser dennoch noch unter 40 %. Nichtsdestotrotz ist seit Veröffentlichung der vorangegangenen Studie ein klarer positiver Trend erkennbar. Nur bei 16 % aller befragten öffentlichen Auftraggeber spielt der Nachhaltigkeitsgedanke

bei der Beschaffung von Reinigungsmitteln eine geringe oder gar keine Rolle. Bei der nachhaltigen Beschaffung von Reinigungsmitteln ist unter anderem darauf zu achten, dass die Inhaltsstoffe biologisch abbaubar und nicht gesundheitsschädlich sind. Es ist daher empfehlenswert eine Negativliste für Inhaltsstoffe festzulegen, welche diese Kriterien nicht erfüllen (z.B. chlorabspaltende Reiniger). Konsequenterweise sind solche nicht nur bei der direkten Beschaffung von Reinigungsmitteln, sondern auch bei der Beschaffung von Reinigungsdienstleistungen einzubeziehen.

Ausschreibung von Reinigungsmitteln aus nachwachsenden Rohstoffen

In hygienesensiblen Bereichen wie beispielsweise Krankenhäusern, sind die Anforderungen an Reinigungsmittel besonders hoch. Dennoch ist es auch hier möglich verstärkt auf biobasierte Produkte zu setzen. Hierbei bieten Siegel wie der blaue Engel eine wertvolle Orientierungshilfe. Für einzelne Produkte wie Desinfektions- oder Waschmittel ist die biobasierte Beschaffung allerdings schwierig, weil die verwendeten Produkte beim Robert-Koch-Institut gelistet sein müssen.

Dies ist oftmals nicht der Fall. Über 60 % der Verwaltungen geben an, bei der Ausschreibung von biobasierten Reinigungsmitteln zumindest teilweise Zertifikate und Siegel zu verwenden. Es wurden vor allem Ausschreibungen für Reinigungsdienstleistungen, Toilettenpapier und Wischtücher, sowie Hand- und Körperhygiene gefunden, in welchen Umweltsiegel gefordert wurden.

Häufig verwendete Siegel in Ausschreibungen von Reinigungsmitteln aus nachwachsenden Rohstoffen:

Umweltsiegel%
EU-Umweltzeichen69 %
Blauer Engel26 %
FSC15 %
PEFC10 %
Oeko Tex8 %
Nordic Swan3 %
Nature Plus3 %

Das am weitesten verbreitete Umweltsiegel war das EU-Umweltzeichen (69 %) gefolgt vom Blauen Engel (26 %). Spezielle Blaue Engel wie der DE-UZ-5 für Hygienepapier, aber auch der DE-UZ-194 für harte Oberflächen (Handgeschirrspülmittel und Reiniger) wurden konkret für die jeweiligen Produkte gefor­dert. Bei Ausschreibungen für Hand- und Körperhygiene gibt es einige Labels, von denen jedoch keines der Identifizierten einen konkreten Mindestanteil an nachwachsenden Rohstoffen in Reinigern fordert. Besonders anspruchsvoll ist jedoch der Nordic Swan, da hier darauf geachtet wird, die Bestandteile der Reinigungsprodukte sukzessive durch Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen.

Relevante Siegel für die Ausschreibung von Reinigungsmitteln aus nachwachsenden Rohstoffen:

EU-Umweltzeichen für Reinigungsmittel für harte Oberflächen

Das Siegel bietet für eine Vielzahl von Reinigungsmittel spezifische umweltbezogene Anforderungen. Im Hinblick auf nachwachsende Rohstoffe wird festgelegt, dass nur noch nachhaltig angebautes Palmöl eingesetzt werden darf. Es wird allerdings kein Mindestanteil an Materialien oder Substanzen aus nachwachsenden Rohstoffen gefordert.

Blauer Engel

Der Blaue Engel Handgeschirrspülmittel, Allzweck-, Sanitär- und Glasreiniger (DE-UZ 194)

Alle Stoffe im Produkt, die auf nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Palmöl basieren, müssen aus Plantagen stammen, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Bei der Herstellung der Reiniger sollen nachwachsende Rohstoffe eingesetzt werden, die unter nachhaltigen Bedingungen angebaut werden bzw. Bedingungen, die den nachhaltigen Anbau fördern. So fördert dieses Label indirekt Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, auch wenn kein konkreter Mindestanteil an nachwachsenden Rohstoffen definiert ist.

Blauer Engel für Hygienepapier (DE-ZU-5)

Das Siegel schließt unter anderem Produkte wie Papierhandtücher, Toilettenpapier, Putztücher, Taschentücher, Kosmetiktücher, Servietten, Küchentücher und Abdeckpapiere ein. In den Vergabekriterien wird gefordert, dass die verwendeten Papierfasern zu 100 % aus Altpapier bestehen müssen. Für die verschiedenen Produkte werden darüber hinaus Mindestanteile für den Altpapieranteil vorgeschrieben.

Blauer Engel für Shampoos, Duschgele und Seifen und weitere sogenannte Rinse-Off-(abspülbare) Kosmetikprodukte (DE-UZ 203)

Dieser Blaue Engel legt in den Vergabekriterien fest, dass die in Seifen enthaltenen Tenside auf Basis von petrochemischen und/oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sein müssen, fordert aber keinen Mindestanteil an Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen.

Der Blaue Engel Maschinengeschirrspülmittel (DE-UZ 201)

Ein wichtiger Bestandteil von Waschmitteln sind Tenside. In den Vergabekriterien wird spezifiziert, dass diese auf Basis von petrochemischen und/oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden sollten. Es wird jedoch kein Mindestanteil gefordert.

FSC

Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine Organisation für die Absicherung wichtiger Umwelt- und Sozialstandards im Wald, die international relevante Interessensgruppen einbindet und durch unab­hän­gige Umwelt- und Sozialorganisationen unterstützt wird. Der FSC setzt sich für eine nachhaltige Wald­wirtschaft, die Mehrung natürlicher Mischwälder, die Schonung des Waldbodens sowie für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme ein. Damit sind FSC-zertifizierte Wälder stabiler in einem sich wan­deln­den Klima und können als Ökosystem mehr CO2 langfristig binden. Es gibt drei Kennzeichen-Kategorien: FSC Recycling, FSC 100 % und FSC MIX. Je nach Typ des FSC-Kennzeichens erkennt man, ob ausschließlich Recyclingmaterial eingesetzt wird, das Produkt aus FSC-zertifizierter Waldwirtschaft stammt oder eine Mischung von Rohmaterialien verwendet wird. Kritisch zu betrachten ist, dass die Zertifizierung ledig­lich den verwendeten Rohstoff bewertet, nicht aber den Herstellungsprozess der Endprodukte. Daher kann es empfehlenswert sein, in der Aus­schrei­bung nicht nur zu spezifizieren, dass die in das Produkt eingehenden Res­sourcen aus nachhaltiger Waldwirtschaft kommen müssen, sondern auch, dass der Herstellungsprozess nachhaltig erfolgt.

PEFC

Das „Programme for the Endorsement of Forest Certification“ zertifiziert ebenfalls den Rohstoff Holz hinsichtlich nachhaltiger Gewinnung bzw. nachhaltigem Waldmanagement. Sowohl FSC- als auch PEFC-Forstzertifikate basieren auf Freiwilligkeit, unabhängiger Überprüfung, Transparenz, Kosteneffizienz und offenem Zugang. PEFC wurde von Waldbesitzern und Förstern gegründet, so dass die Eigentümerinteressen hier eine größere Rolle spielen. Im Gegensatz zu FSC dürfen hier, wo notwendig, auch Pestizide eingesetzt werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt bei Papier eher den Blauen Engel als nachhaltigkeitsbezogenes Qualitätsmerkmal zu wählen, da sich FSC sowie PEFC auf die Verwendung von Frischfasern beziehen, recycelte Waren, wie sie der Blaue Engel fokussiert, jedoch zumeist einen geringeren CO2-Abdruck aufweisen.

Oeko-Tex

Der Standard 100 by Oeko-Tex stellt vor allem die Schadstofffreiheit der Textilien in den Vordergrund. Dabei garantiert er die Prüfung auf Schadstoffe, nimmt jedoch keinen Bezug auf die Anteile aus nachwachsenden Rohstoffen, die Textilien aufweisen sollten. Es können beispielsweise auch Polyestertextilien zertifiziert werden.

Produkt- und Anbieterübersicht von Reinigungsmitteln aus nachwachsenden Rohstoffen:

Eine Übersicht zu Reinigungsmitteln aus nachwachsenden Rohstoffen finden Sie auf der Seite der ’nachwachsenden Produktwelt‘ der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und bei folgenden Unternehmen:

https://www.die-nachwachsende-produktwelt.de/fuer-beschaffer/produktwelt/reinigung-hygiene/