BAUSTOFFE

Aktueller Stand der öffentlichen Beschaffung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen

Bereits 30 % der befragten öffentlichen Auftraggeber beschaffen Baustoffe teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen. Dabei ist eine vollständige Beschaffung der Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen allerdings sehr selten, die Quote der meisten Auftraggeber liegt unter 20 %. Bei fast einem Viertel der öffentlichen Auftraggeber spielt Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von Baustoffen keine oder nur eine geringe Rolle.

Öffentliche Auftraggeber beklagen sowohl höhere Preise für Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen als auch Probleme mit bestimmten Produkteigenschaften. Außerdem fehle in vielen Verwaltungen das notwendige Knowhow, um geeignete Produktalternativen ausfindig zu machen. Bestimmte Maßnahmen werden jedoch als umsetzbar und vorteilhaft empfunden.

Umsetzbare Maßnahmen zur Förderung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen

  • Nutzung von
    • Zellulosedämmungen
    • Biobasierten Anstrichen
    • Geotextilien
  • Vermehrter Einsatz von Holz als Baustoff (vorzugsweise aus zertifiziert legalem und nachhaltigem Anbau)
  • Verbot der Nutzung von PVC

Um notwendige Kompetenzen in den Verwaltungen aufzubauen und die Vorteile der Produktalternativen aus nachwachsenden Rohstoffen zu verdeutlichen, bieten sich beispielsweise Schulungen, Produkttests, Ausstellungshallen- und gärten sowie die Nutzung von Beschaffungs- und Praxisleitfäden an. Diese werden häufig von den einzelnen Ländern bereitgestellt.

Ausschreibung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen

Bei Ausschreibungen im Bereich Bau werden Kriterien zu nachwachsenden Rohstoffen nicht nur als Zuschlags- oder Eignungskriterien, sondern häufig auch als Auswahlkriterien für Ausschreibungen mit begrenzter Teilnehmerzahl oder in den Ausschreibungsoptionen verwendet. Die Nutzung von Siegeln und Zertifikaten für Baustoffe ist nicht sehr stark verbreitet. Dennoch gibt es einige Siegel, die in Baustoffausschreibungen häufiger verwendet werden.

Knapp 10 % der Ausschreibungen mit Nachhaltigkeitssiegeln oder -zertifikaten sind Baustoffausschreibungen. Häufig werden Produkte und Leistungen in den Bereichen Trockenbau, Fußböden sowie Wege-, Erd-, und Tiefbau ausgeschrieben.

Häufig verwendete Siegel in Ausschreibungen von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen:

Umweltsiegel%
FSC83 %
PEFC53 %
Blauer Engel15 %
Schweizer Holz3 %

Während in den meisten Baustoffausschreibungen das FSC und das PEFC Siegel verwendet werden, wird im Speziellen für Fußböden und Trockenbau auch häufiger der Blaue Engel genutzt. Dieser setzt für emissionsarme Bodenbeläge, Paneele und Türen aus Holz und Holzwerkstoffen für Innenräume strenge Standards für die Förderung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen.

Neben Ausschreibungen mit den oben genannten Siegeln gibt es auch zahlreiche Ausschreibungen zur DGNB-bzw. zur BNB-Zertifizierung. Die Zertifizierung der

Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bewertet Neu- und Bestandsbauprojekte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit basierend auf den drei Paradigmen Lebenszyklusbetrachtung, Ganzheitlichkeit und Performanceorientierung. Auch das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) steht für eine ganzheitliche, lebenszyklusumspannende Betrachtung von Nachhaltigkeitsaspekten öffentlicher Bauvorhaben. Zivile Bundesbaumaßnahmen in Deutschland müssen mindestens mit dem Silber-Standard des BNB zertifiziert sein.

Relevante Siegel für die Ausschreibung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen:

Blauer Engel

Blauer Engel für Emissionsarme Bodenbeläge, Paneele und Türen aus Holz und Holzwerkstoffen für Innenräume (DE-UZ 176)

Dieser spezifische Blaue Engel berücksichtigt den gesamten Lebensweg eines Produktes und fördert vor allem den Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und von emissionsarmen Holzwerkstoffen. Es ist sicherzustellen, dass das gesamte verarbeitete Holz aus legalen Quellen stammt. Darüber hinaus müssen mindestens 50% des Holzes bzw. 50% der primären Rohstoffe für Holzwerkstoffe aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen, die nachweislich ökonomisch tragfähig, umweltgerecht und sozialverträglich bewirtschaftet werden.

Schweizer Holz

Bei diesem Label stehen Herkunft und Rückverfolgbarkeit des Holzflusses im Mittelpunkt. Hierbei muss ein Mindestanteil von 80% des Holzes von Bäumen stammen, welche in der Schweiz oder im Fürstentum Lichtenstein gewachsen sind. Über die vorgegebene Mindestmenge hinaus, ist die Verwendung von Holz aus anderen Ländern erlaubt, sofern dieses aus legaler und nachhaltiger Herkunft stammt. Zur Rückverfolgung müssen die Verarbeiter des Holzes nachweisen können, wer ihre Lieferanten und Abnehmer sind.

FSC

Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine Organisation für die Absicherung wichtiger Umwelt- und Sozialstandards im Wald, die international relevante Interessensgruppen einbindet und durch unabhängige Umwelt- und Sozialorganisationen unterstützt wird. Der FSC setzt sich für eine nachhaltige Waldwirtschaft, die Mehrung natürlicher Mischwälder, die Schonung des Waldbodens sowie für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme ein. Damit sind FSC-zertifizierte Wälder stabiler in einem sich wandelnden Klima und können als Ökosystem mehr CO2 langfristig binden. Es gibt drei Kennzeichen-Kategorien: FSC Recycling, FSC 100 % und FSC MIX. Je nach Typ des FSC-Kennzeichens erkennt man, ob ausschließlich Recyclingmaterial eingesetzt wird, das Produkt aus FSC-zertifizierter Waldwirtschaft stammt oder eine Mischung von Rohmaterialien verwendet wird. Kritisch zu betrachten ist, dass die Zertifizierung lediglich den verwendeten Rohstoff bewertet, nicht aber den Herstellungsprozess der Endprodukte. Daher kann es empfehlenswert sein, in der Ausschreibung nicht nur zu spezifizieren, dass die in das Produkt eingehenden Ressourcen aus nachhaltiger Waldwirtschaft kommen müssen, sondern auch, dass der Herstellungsprozess nachhaltig erfolgt.

PEFC

Das „Programme for the Endorsement of Forest Certification“ zertifiziert ebenfalls den Rohstoff Holz hinsichtlich nachhaltiger Gewinnung bzw. nachhaltigem Waldmanagement. Sowohl FSC- als auch PEFC-Forstzertifikate basieren auf Freiwilligkeit, unabhängiger Überprüfung, Transparenz, Kosteneffizienz und offenem Zugang. PEFC wurde von Waldbesitzern und Förstern gegründet, so dass die Eigentümerinteressen hier eine größere Rolle spielen. Im Gegensatz zu FSC dürfen hier, wo notwendig, auch Pestizide eingesetzt werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt bei Papier eher den Blauen Engel als nachhaltigkeitsbezogenes Qualitätsmerkmal zu wählen, da sich FSC sowie PEFC auf die Verwendung von Frischfasern beziehen, recycelte Waren, wie sie der Blaue Engel fokussiert, jedoch zumeist einen geringeren CO2-Abdruck aufweisen.

Produkt- und Anbieterübersicht von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen

Eine Übersicht zu Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen finden Sie auf der Seite der ’nachwachsenden Produktwelt‘ der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und bei folgenden Unternehmen:

https://www.die-nachwachsende-produktwelt.de/fuer-beschaffer/produktwelt/bauen-sanieren/

  • Zertifizierte Baustrohballen
  • Stroh Einblasdämmung
  • Mobile Baustroh-Aufbereitungsanlage
  • Dämmung
  • Hitzeschutz
  • Schallschutz
  • Messe- und Kulissenbau
  • Holzweichfaserplatten
  • Strohdämmplatten
  • Holzwolle
  • Wiesengras-Klemmdämmsystem
  • Hanffasterdämmung
  • Schilfdämmplatten
  • Umweltfreundliche und nachhaltige Holzschutz- und Holzpflegeprodukte
  • Silikat-Wandfarben
  • Ökologische Innendämmung mit Produkten aus Lehm und Kork
  • Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
  • Fußböden aus nachwachsenden Rohstoffen
  • Farben aus nachwachsenden Rohstoffen
  • Ökologische Lehm- und Kalkputze